CBASP@OldAge

Rollenwechsel wie der Übergang ins Rentenalter, Krankheiten, Trauer um Angehörige oder Freunde und Einsamkeit können im höheren Alter Depressionen auslösen oder bereits bestehende verstärken bzw. zu chronifizierten Verläufen führen. So überrascht es nicht, dass – abgesehen von der Demenz – Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter zählen. Aufgrund des demographischen Wandels nehmen Depressionen im Alter zudem noch zu. Studien weisen darauf hin, dass depressive Erkrankungenim Alter sogar häufiger chronifizieren als in jüngeren Altersstufen (inDeutschland ca. 45 %; vgl. Gallagher et al.2013). Da auch das Suizidrisiko mit zunehmendem Alter ansteigt (insb. bei Männern), erscheint es relevant, älteren Patienten, welche an chronischen Depressionen leiden, CBASP anzubieten.

Bei der Durchführung sollten allerdings die Besonderheitendes Alters berücksichtigt werden, was bedeutet CBASP altersspezifisch auszurichten (vgl. auch Bollmann et al., 2017; Maercker, 2015). Durch die theoretischen Verknüpfungen zwischen  den von McCullough formulierten ätiologischen Grundannahmen und spezifischen Alterscharakteristika – z.B. Veränderungen in der Ressourcenlage (mehr Schwierigkeiten mit „Theory of Mind“-Aufgaben im höheren Lebensalter; Henry et al., 2013) sowie der Kohortenzugehörigkeit (bestimmte interpersonelle Vernachlässigungs- und Missbrauchserfahrungen bedingt durch den Erziehungsstil der 1930er- bis 1950er-Jahre; Koethe et al., 2014) – ergeben sich besonders durch  das  Fokussieren auf den interpersonellen Heilungsprozessim CBASP Chancen und Implikationen  für die Arbeit mit älteren chronisch depressiven Patienten. Insbesondere kann durch die explizite Verknüpfung früherer interpersoneller Lernerfahrungen mit heutigen Schwierigkeiten im interpersonellen Verhalten die Realisierung des psychodynamischen Wirkfaktors Einsicht auch in der Arbeit mit chronologisch älteren Patienten gelingen.

Detailliertere Darstellungen der Verknüpfung genereller Altersbefunde mit den spezifischen CBASP-Elementen und-Techniken finden sich bei Bollmann et al. (2015). Für das stationäre Konzept wurde eine vierwöchige manualisierte Interpersonelle Fertigkeiten-Gruppe (IFG) basierend auf CBASP-Gruppentherapieelementen mit insgesamt acht Sitzungen konzipiert und im Rahmen einer kleinen offenen Pilotstudie mit 13 älteren Patienten (M = 77.3, Range 66–87 Jahre) evaluiert (Bollmann et al., akzeptiert). Neben einer hohen Zufriedenheit und Akzeptanz der Patienten mit der Gruppe finden sich bei einer Responserate von 100% und Remissionsrate von 38,4% auch vielversprechende Outcome-Daten. Die einzelnen Inhalte der IFG sind in einem bisher noch unveröffentlichten Manual für die stationäre Arbeit ausführlich dargestellt, welche sich durchaus auf die ambulante Arbeit im Einzelsetting übertragen lassen.

Perspektivisch soll mit Hilfe der erhobenen Daten die Behandlung älterer (chronisch) depressiver Patienten durch die Adaptation von CBASP weiter verbessert werden. Die Wirksamkeit soll dabei in einer randomisiert kontrollierten Studie überprüft werden.

Ansprechpartner*innen

Simon Bollmann (ehemaliger Mitarbeiter und Doktorand)

Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier